Das neue Geld - Bitcoin, Kryptowährungen und Blockchain verständlich erklärt

Das neue Geld - Bitcoin, Kryptowährungen und Blockchain verständlich erklärt

von: Tim Schreder

Piper Verlag, 2018

ISBN: 9783492992275

Sprache: Deutsch

144 Seiten, Download: 797 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Das neue Geld - Bitcoin, Kryptowährungen und Blockchain verständlich erklärt



Was ist Geld?


Bevor wir aber so richtig loslegen, muss ich noch mal kurz auf die Bremse treten. Ich habe dieses Buch Das neue Geld genannt, und zwar aus gutem Grund: Kryptowährungen wollen das neue Geld werden und unser heutiges Geld ablösen. Ob sie das wirklich schaffen können oder am Ende doch nur für zwielichtige Machenschaften im Internet zu gebrauchen sind, ist noch völlig unklar. Um aber überhaupt zu verstehen, was Kryptowährungen sind, müssen wir uns zunächst einmal mit dem »alten Geld« beschäftigen. Denn nur wenn wir den Status quo wirklich kennen, können wir verstehen, was am »neuen Geld« überhaupt so neu und innovativ ist.

Wir starten zunächst mit einer vermeintlich einfachen Frage: Was ist Geld? Je länger Sie darüber nachdenken, desto mehr werden Sie feststellen, dass diese Frage gar nicht so einfach zu beantworten ist, wie man vielleicht zunächst denkt. Lösen wir das Rätsel Stück für Stück und beginnen mit dem Offensichtlichen.

Geld ist ein Zahlungsmittel, das in verschiedenen Formen daherkommt, als Papiergeld, als Münzen oder aber auch einfach als Zahlen auf einem Bildschirm. Wenn Sie etwas haben wollen, können Sie es mit Geld kaufen – wollen Sie etwas nicht mehr haben, können Sie es für Geld verkaufen. Kaufen Sie ein Paar Schuhe, werden bei Ihnen 100 Euro abgezogen und beim Schuhverkäufer hinzugefügt. Dafür, dass Sie in Ihrer Mietwohnung leben, müssen Sie Ihrem Vermieter jeden Monat 1000 Euro überweisen. Und wenn Sie Pech haben, ist Ihr Konto gerade ein paar Tausend Euro in den Miesen, was dann wohl bedeutet, dass Sie der Bank Geld schulden. Wenn wir für jemand anderen arbeiten, gibt uns diese Person dafür Geld. Im Grunde genommen ist Geld nichts anderes als eine Art Buchhaltungssystem. Mit Geld können wir eindeutig festlegen, wem was gehört, wer was besitzt und wer wem etwas schuldet. In der wissenschaftlichen Theorie wird Geld gerne auch als Gedächtnis betrachtet. Das Gedächtnis Geld erinnert, wer wie viel besitzt und wer wem etwas schuldet. Geld ist ein allgemein anerkanntes Tauschmittel, mit dem wir alle möglichen Waren und Dienstleistungen untereinander austauschen können. Dabei ist es völlig egal, ob physisch Scheine und Münzen übergeben werden, ob Geld online überwiesen oder ein Guthaben im guten alten Sparbuch notiert wird. Wichtig ist eben nur, dass Geld eindeutig definiert, wer wie viel hat.

Das Verrückte an Geld ist: Es ist ein Tauschmittel ohne inneren Wert – der Fachbegriff dafür ist Fiatgeld. Anders als ein Tauschmittel mit innerem Wert, wie beispielsweise Gold oder Tabak, ist Geld als solches vollkommen wertlos. Probieren Sie doch mal, einen Geldschein oder eine 50-Cent-Münze zu konsumieren, damit zur Arbeit zu fahren oder etwas anderes Sinnvolles damit anzufangen – es wird Ihnen kaum gelingen. Im Grunde genommen ist Geld nichts anderes als ein Stück Papier mit Zahlen drauf beziehungsweise ein paar Ziffern im Computer. Wenn ein Außerirdischer auf die Erde käme, würde er wahrscheinlich annehmen, dass die Verkäuferin oder Ihr Vermieter nicht ganz bei Trost sind, dass sie Ihnen für ein paar bunte Papierscheine oder ein paar Ziffern im Computer neue Schuhe und eine Wohnung, die sehr wohl einen hohen inneren Wert haben, überlassen. Warum also funktioniert dieses System, obwohl die Verkäuferin und Ihr Vermieter keine psychische Beeinträchtigung haben, so verlässlich?

Die verblüffend einfache Antwort lautet: Vertrauen. Geld funktioniert, weil alle daran glauben, Geld wird anerkannt, weil es anerkannt wird. Ein Ladenbesitzer akzeptiert deshalb Ihr Geld im Tausch gegen seine Waren, weil er weiß, dass er dieses Geld seinerseits wieder gegen andere Waren und Dienstleistungen eintauschen kann. Vertrauen ist der entscheidende Baustein, auf dem unser heutiges Geldsystem beruht.

Aber warum vertrauen wir in unser Geld? Kann jeder hingehen und ein paar leere DIN-A4-Blätter mit Ziffern bemalen oder mit Monopoly-Geldscheinen seine Brötchen bezahlen? Nein, ganz so einfach ist es natürlich nicht. Damit wir Geld vertrauen, muss es jemanden geben, der sich um das Geld kümmert, das heißt, wir brauchen eine vertrauenswürdige Institution, die wie ein Schiedsrichter darüber wacht und garantiert, dass das Geld echt ist und dass es nicht einfach gefälscht, kopiert oder vernichtet werden kann. Die Institution muss sich außerdem darum kümmern, dass weder zu viel noch zu wenig Geld im Umlauf ist, damit das Geld in einem vernünftigen Verhältnis zu den hergestellten Waren und Dienstleistungen steht.

Diese Funktionen übernehmen in unserer heutigen Welt Banken, Zentralbanken und Staaten – seit Hunderten von Jahren ist das so. Deshalb haben wir heutzutage Währungen, die von Staaten und Zentralbanken ausgegeben und kontrolliert werden. Die großen Server, auf denen gespeichert ist, wer wie viel Geld auf seinem Konto hat, stehen bei den Banken. Die Zentralbanken drucken Scheine und lassen Münzen prägen, während sich die Banken darum kümmern, dass Überweisungen ankommen, Kreditkarten funktionieren und Schecks ausgegeben werden. Völlig gleich, ob Euro, Dollar oder Rubel – das System ist immer das gleiche. In unserer heutigen Welt gewährleisten Zentralbanken und Banken, dass die gesamte Infrastruktur unseres Geldsystems reibungslos funktioniert. Durch diese Arbeit sorgen sie dafür, dass die Menschen dem Geld vertrauen, und sichern dadurch letztlich seine Funktion als Zahlungsmittel.

In unserem heutigen Geldsystem braucht es für den Zahlungsverkehr also drei Parteien: einen Käufer, einen Verkäufer und eine dritte, unabhängige Institution in der Mitte, die sicherstellt, dass die stattfindende Geldtransaktion reibungslos funktioniert. Wir vertrauen den Banken, dass die Scheine, die sie ausgeben, echt sind und dass die Kontostände, die uns online oder in der Filiale angezeigt werden, der Wahrheit entsprechen. Die Banken regeln die gesamte Logistik unseres Zahlungssystems – wenn Sie eine Überweisung anordnen, ganz egal, ob auf Papier bei Ihrer Bankfiliale oder online im Browser, sorgt das Bankennetz dafür, dass das Geld sicher dort ankommt, wo es hingehört, und auch dafür, dass es auf Ihrem Konto abgezogen wird. Wenn wir uns unser Geldsystem als Buch vorstellen, in dem einfach nur geschrieben steht, wer wie viel hat und wer was an wen gezahlt hat – Sie werden später noch merken, warum dieser Buchvergleich so praktisch ist –, dann sorgen die Banken dafür, dass dieses Buch immer korrekt geführt wird. Die Banken sind die Buchhalter unseres Geldsystems, und weil wir den Banken vertrauen, funktioniert unser Geld. Meistens zumindest.

Denn keineswegs funktioniert unser heutiges Geldsystem immer so gut, wie wir im Alltag oft denken. Die Geschichte hat das schon einige Male auf eindrucksvolle Art und Weise bewiesen, zuletzt 2008 bei der weltweiten Bankenkrise. Staatliche Währungen können rasend schnell an Wert verlieren, wenn sich Zentralbanken und Staaten nicht anständig darum kümmern oder wenn die Bevölkerung das Vertrauen verliert. Einen solchen Untergang einer nationalen Fiatwährung konnte man gerade erst in Venezuela sehr gut beobachten, wo der heimische Bolívar aufgrund einer Hyperinflation quasi vollkommen wertlos wurde und ihn wegen des Staatsbankrotts 2017 niemand mehr akzeptieren wollte. (Um die Krise wieder in den Griff zu bekommen, kam Venezuelas Regierung unter anderem auf die Idee, eine eigene Kryptowährung, den Petro, einzuführen. Es ist die erste staatliche Kryptowährung der Welt – über ihre Auswirkungen und ihr Funktionieren lässt sich bei Erscheinen dieses Buches allerdings nur spekulieren, weil erst Ende Februar 2018 die ersten digitalen Münzen verkauft wurden. Der Petro ist an den Preis eines Barrels Öl gebunden, daher auch sein Name in Anlehnung an den Petrodollar.)

Doch nicht nur, dass unser heutiges Geld nicht immer funktioniert, Krypto-Unterstützer haben auch ganz grundsätzlich einiges daran zu kritisieren. Es mag zwar praktisch sein, die Aufgabe des Schiedsrichters einer dritten, unabhängigen Institution anzuvertrauen – ein solch zentralisiertes Geldsystem bringt aber gleich mehrere Probleme mit sich.

Erstes Problem: Die Gefahr des Missbrauchs! Wissen Sie wirklich, was Banken mit Ihrem Geld machen? Können Sie sich wirklich sicher sein, dass immer alle Transaktionen korrekt ausgeführt werden? Wie viel neues Geld drucken die Zentralbanken und warum? Mit welchem Recht haben sie eigentlich das Monopol dazu, und welche Ziele verfolgen sie mit ihrer Geldpolitik? Kritiker meinen, dass Staaten und Zentralbanken das Geldmonopol ausnutzen, um sich Vorteile zu verschaffen beziehungsweise Probleme zu lösen. Gerät ein Staat beispielsweise in eine Finanzkrise, kommt er also in Zahlungsschwierigkeiten, dann lässt er die Zentralbank einfach mehr Geld drucken. Widerspricht der Wechselkurs der eigenen Währung den wirtschaftlichen Interessen des Landes, kann eine Zentralbank versuchen, die Währung auf- oder abzuwerten. Ist die eigene Währung beispielsweise sehr stark, sind die eigenen Produkte im Ausland sehr teuer, was den Export bremst. Um den Export wieder anzukurbeln, können Zentralbanken die Währung abwerten, indem sie die Geldmenge erhöhen. Das mag dann zwar den Interessen des jeweiligen Landes entsprechen, kann weltweit betrachtet allerdings zu Ungleichgewichten führen. Krypto-Unterstützer sind deshalb der Meinung, dass keine Institution derartigen Einfluss auf Währungen haben sollte.

Zweites Problem: Angreifbarkeit! In unserem heutigen Geldsystem stehen, vereinfacht gesagt, große Server bei Banken und Zentralbanken, die digitale...

Kategorien

Service

Info/Kontakt