Elon Musk: Was wir vom Genie hinter Tesla und SpaceX lernen können

Elon Musk: Was wir vom Genie hinter Tesla und SpaceX lernen können

von: Joscha Barisch

Electric Elephant Publishing UG, 2016

ISBN: 9783946513643

Sprache: Deutsch

0 Seiten, Download: 1057 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Elon Musk: Was wir vom Genie hinter Tesla und SpaceX lernen können



Elon Musk: Leben für die Mission


Anfänge in Afrika


Elon Musks Mutter Maye (geborene Haldeman) ist gebürtige Kanadierin. Mit Mitte 60 ist sie ein gefragtes Model und denkt auch in ihrem Beruf als Ernährungsberaterin nicht ans Aufhören. Sein Vater Errol Graham Musk ist ein Maschinenbauer und Berater, der es zu beträchtlichem Wohlstand gebracht hat.1 Er stammt aus einer Familie englischer Einwanderer, die bereits seit Generationen in Südafrika lebt.

Wenn Musk seine Aufgeschlossenheit gegenüber Abenteuern und riskanten Unternehmungen in die Wiege gelegt worden wäre, dann wahrscheinlich von seinem Großvater mütterlicherseits Joshua Norman Haldeman,2 einem großgewachsenen Mann mit einer Vorliebe für Boxen, Ringen und Rodeo-Reiten. In Iowa hatte er eine Ausbildung zum Chiropraktiker durchlaufen, bevor er nach Saskatchewan zurückkehrte, um seine eigene Farm zu führen. Zur Zeit der Großen Depression verlor er sein Land und schlug sich zunächst als Bauarbeiter und Rodeo-Reiter durch. Als er genug Geld für eine Praxis beisammen hatte, ließ er sich erfolgreich als Chiropraktiker nieder. Auch als Politiker war er aktiv.3 Um seine mitunter weiten Arbeitswege abzukürzen und an politischen Veranstaltungen und beruflichen Kongressen teilnehmen zu können, machte er im Alter von 47 Jahren einen Flugschein und kaufte sich eine einmotorige Propellermaschine. Das war unter amerikanischen Chiropraktikern seiner Generation nicht unüblich, schließlich existierte sogar eine Vereinigung fliegender Chiropraktiker, deren Namen ein wenig nach Zirkusakrobatik klang: „Flying Chiros“.4 Regelmäßig unternahm das Ehepaar Haldeman mitsamt den Kindern Ausflüge in der roten Bellanca, um den Norden Amerikas von oben zu entdecken.

Die Unlust an der kanadischen Bürokratie und die Lust am Abenteuer ließen das Paar schließlich ihr Haus verkaufen und mit Sack und Pack nach Südafrika umziehen. Sie wussten noch nicht, wo sie sich niederlassen würden, bauten das Flugzeug auseinander und verschifften es nach Afrika, um es dort wieder zusammenzubauen und sich aus der Luft einen neuen Wohnort zu suchen. Letztlich ließen sie sich in Pretoria nieder, wo Haldeman ein Anwesen erwarb und wieder als Chiropraktiker arbeitete.

Als passionierte Abenteurer durchquerten die Haldemans mit ihrem Flugzeug 1952 ganz Afrika, um bis nach Norwegen zu gelangen. 1954 flogen sie 48 000 Kilometer bis nach Australien und zurück – eine Pionierleistung.5 Bei anderen Gelegenheiten unternahmen sie Entdeckungstouren über Land, um in der Kalahari nach der „Verlorenen Stadt“ zu suchen.

Joshua N. Haldeman starb bei einem missglückten Landeanflug im Alter von 72 Jahren. Damals war Elon Musk gerade drei Jahre alt. Als Kind bekam er viele Geschichten über das schillernde Leben des Großvaters erzählt, sodass dieser zu einer wichtigen und nachhaltigen Inspiration für ihn werden sollte.6

Sieben Jahre lang warb Elons Vater Errol Graham Musk konsequent um Maye Haldeman, bevor sie ihm das Jawort gab. Diese Beharrlichkeit und die Unfähigkeit, ein Nein als solches hinzunehmen, werden sich später auch als augenscheinliche Charakterzüge ihres ersten Sohns Elon herausstellen. Elon Reeve Musk kam am 28. Juni 1971 in Pretoria zur Welt. Es folgten sein Bruder Kimbal 1972 und seine Schwester Tosca 1974.

Den Eltern fiel früh Elons Neigung auf, in einen Zustand offensichtlicher geistiger Abwesenheit zu fallen. Er bekam plötzlich einen starren Blick und man konnte mit ihm reden, ohne dass er zuzuhören schien. Die Eltern ließen ihn von Ärzten auf Gehörprobleme untersuchen, doch es stellte sich heraus, dass mit seinen Ohren alles in Ordnung war. Vielmehr schien seine Aufmerksamkeit anders zu funktionieren: Wenn er intensiv über etwas nachdachte, fiel er in eine Art Trance und konnte seine gesamte Konzentration auf eine bestimmte Vorstellung oder Aufgabe richten. „Es ist, als ob der Teil des Gehirns, der normalerweise zur Verarbeitung von visuellen Eindrücken dient – also der Teil, der von meinen Augen eintreffende Bilder verarbeitet –, stattdessen für Denkprozesse genutzt wird.“7 Diese Fähigkeit nutzt Elon Musk heute noch zur Lösung technischer Probleme oder beim Design seiner Elektroautos. Sein Gehirn scheint visuelle Reize anders zu verarbeiten, als es die meisten anderen tun. „Bei Bildern und Zahlen kann ich die Verbindungen dazwischen und die algorithmischen Zusammenhänge erkennen“,8 berichtet er seinem Biografen. „Beschleunigung, Dynamik, kinetische Energie – ich sehe sehr anschaulich, wie diese Sachen von Objekten beeinflusst werden.“9 Diese visuelle Gabe ermöglicht Musk die Realisierung innovativer Designvorstellungen – zum Beispiel die Türgriffe des Tesla Model S, die elektrisch ausfahren, wenn sie gebraucht werden und sich ansonsten ganz in die Linien der Türkarosserie zurückziehen.10

Musk ist ein exzessiver Leser. Er gilt als Autodidakt, der in der Lage ist, sich auch in schwierige Fachgebiete eigenständig einzuarbeiten. Für eines seiner studentischen Praktika brachte er sich selbst Assemblerprogrammierung11 bei.

Die Liebe zum Lesen entdeckte Elon Musk schon als Kind. Er entwickelte ein Faible für Science-Fiction, Fantasy und Comics, verschlang aber auch Lexika und andere Sachliteratur, die er innerhalb kürzester Zeit zu großen Teilen auswendig kannte. Das angehäufte Wissen wollte er nicht für sich behalten und weitete seinen intensiven Drang zum Lernen und zur Selbstverbesserung auf seine Umgebung aus. Der sich entwickelnde Hang, andere Kinder zu belehren, trug nicht gerade zu seiner Beliebtheit unter Gleichaltrigen bei. Als ihm ein anderer Junge gestand, Angst im Dunkeln zu haben, soll Elon lapidar geantwortet haben: „Dunkelheit ist nur die Abwesenheit von Photonen.“12 Diese Anekdote belegt zwar die Wurzeln Musks Pragmatismus, veranschaulicht aber auch seine Probleme, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Insgesamt galt er als etwas merkwürdig und unbeholfen. Selbst bei seinen beiden Geschwistern Kimbal und Tosca stand er in diesen frühen Tagen im Ruf eines Spielverderbers.13

In der Ehe der Musks kam es immer wieder zu Krisen.14 Trotzdem war Musk in seiner frühen Kindheit relativ glücklich. Das sollte sich erst mit der Scheidung von Maye und Errol 1980 ändern. Die Mutter zog in ein Ferienhaus an der Ostküste und nahm die Kinder zunächst mit. Als Elon etwas älter war, entschied er sich, zu seinem Vater nach Pretoria zurückzuziehen, da er ihn seit der Trennung als einsam und unglücklich erlebt hatte und die aus seiner Sicht ungerechte Verteilung der Kinder auf die Eltern ausgleichen wollte. Vielleicht hat aber auch die Mutter seines Vaters und Matriarchin des Musk-Clans Cora eine Rolle gespielt, die einen großen Einfluss in der Familie hatte.15 Kimbal folgte ihm einige Zeit später, während Tosca bei ihrer Mutter blieb.

Errol Musk war als Ingenieur sehr erfolgreich. Er besaß einige Immobilien, eine Jacht, eine Cessna und sein Haus war eines der größten der Gegend. Außerdem war er intelligent und hatte viele Bücher, die Elon verschlingen konnte. Die folgende Zeit sollte für Elon und seinen Bruder aber zum Albtraum werden. Über das, was sich damals im Haus des Vaters abgespielt hat, spricht anscheinend bis heute niemand in der Familie.16 Errol ging wohl sehr hart mit seinen Kindern um und soll sie psychischen Misshandlungen ausgesetzt zu haben. Elons jüngerer Bruder Kimbal äußerte später dazu: „Er hat definitiv irgendein schweres Problem mit der Hirnrinde und ich bin sicher, dass Elon und ich das geerbt haben. Es war ein emotional sehr schwieriges Aufwachsen, aber es hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind.“17

Ob sich das Trauma des Aufwachsens im väterlichen Haus auf Elons Umgang mit emotionalen Bindungen ausgewirkt hat, bleibt offen. Der junge Elon hatte in dieser Zeit noch mit anderen Problemen zu kämpfen: Eine Gang halbwüchsiger Schläger hatte es mehrere Jahre lang auf ihn abgesehen. Sie verfolgten ihn regelmäßig und verprügelten ihn so brutal, dass Musk sich deshalb Jahre später die Nase operieren ließ. Einmal erpressten die Schläger sogar seinen besten Schulfreund und brachten ihn dazu, Elon aus seinem Versteck zu locken, sodass sie ihn zusammenschlagen konnten.18 Auf die Frage, wie er es schafft, ständig am Limit zu operieren, wird Musk später antworten: „Ich hatte eine harte Kindheit, das war möglicherweise hilfreich.“19

Allerdings gab es auch andere Momente. Schon als Kind ließ Musk Geschäftssinn durchblicken: Zum Beispiel verkaufte er zusammen mit Kimbal und seinen Cousins Russ, Lyndon und Peter Rive, den späteren Mitgründern von SolarCity, den Nachbarn Ostereier zu Wucherpreisen. Als begeisterte Gamer der ersten Stunde versuchten sie einmal, eine Spielhalle aufzubauen, zogen ohne Wissen ihrer Eltern los, suchten einen Geschäftsraum und hätten sogar einen Mietvertrag bekommen. Das Unterfangen scheiterte allerdings an den elterlichen Unterschriften, die weder die Rives noch Elons Vater bereit waren zu leisten.20

Im Alter von zehn Jahren erhielt Musk nach einigem Insistieren von seinem Vater einen Computer. In kürzester Zeit brachte er sich selbst grundlegende Fähigkeiten im Programmieren bei. Der Vater konnte mit der Maschine nichts anfangen und meinte, sie sei reine Spielerei, mit der man nie ernsthafte Arbeit würde vollbringen können.21

Einen ersten Erfolg als Programmierer hatte Musk im Alter von zwölf Jahren mit der Programmierung des Computerspiels „Blastar“.22 Der Programmcode bestand aus bescheidenen 170 Befehlszeilen und wurde 1984 in einer Computerzeitschrift veröffentlicht. Die Mission des Spielers ist es, durch den...

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